Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde des EES e.V.,
das Potential der Solarenergie in Flensburg ist sehr groß, bleibt aber weitgehend ungenutzt. Lediglich 0,01 % der Dachflächen in Flensburg werden Stand 10/2019 für Solaranlagen genutzt. Das Potential in Flensburg liegt bei 1 Mio. qm geeigneter Dachflächen. Das entspricht einer möglichen Einspeiseleistung von 150 – 200 MWpeak.
Der Zugang zum Solarkataster Flensburg ist etwas sperrig. Für weitergehende Informationen muss man für jedes Gebäude bei der Stadt eine PIN-Nr. beantragen. Dies geht nur, wenn man (Mit-) Eigentümer der Immobilie ist. Mit der PIN-Nr. bekommt man schon gute Vorinformationen. Der mit dem Solarkataster verbundene Ertragsrechner ist einfach und intuitiv zu bedienen. Er liefert gute Ergebnisse für den Vergleich von verschiedenen Anwendungsfällen, wie zum Beispiel einem Gebäude mit kleiner Solaranlage ohne Speicher oder ein Gebäude mit gr0ßer PV-Anlage für das Laden von E-Fahrzeugen und einem großem Speicher. Die Eingaben für die Berechnung der Ergebnisse können schrittweise verfeinert werden. Die Ergebnisse werden als PDF-Datei zur Verfügung gestellt. Am besten einfach ausprobieren. Wie es geht ist, in dem Vortrag Schritt für Schritt gezeigt.
Wenn man nicht in Flensburg wohnt, bietet sich der Solarrechner der Stadtwerke Flensburg oder ein vergleichbares Werkzeug eines anderen Anbieters an. Hier können Sie als Anwender direkt über Google Maps auch Dachflächen für eine Solaranlage festlegen und diese Dachfläche mit Solarpaneelen belegen. Das Gebäude muss sich nicht in Ihrem Eigentum befinden. Der Solarrechner kann individuell mit Daten gefüttert werden und hat eine einfache Bedienerführung. Ein Nachteil an dem bei den Stadtwerken hinterlegten Rechner ist, dass die Daten ihrer geplanten Solaranlage an einen unbekannten Anbieter weitergeleitet werden. In dem Vortrag ist der Einstieg in die Bedienung dieser Anwendung Schritt für Schritt beschrieben.
Generell gilt für die Solarrechner: Sehr gut zu gebrauchen für erste Informationen. Aber ein Blick in das wirkliche Leben schadet nicht. Suchen Sie in dem Solarkataster Flensburg das Gebäude mit der Adresse Bauer Landstr. 104/106. Sieht im Solarkataster schön rot aus = gut geeignet aus. Wenn Sie die gleiche Adresse in Google Maps eingeben, sehen Sie bereits in der Satellitenansicht, dass die hohen (Kastanien-) Bäume auf der anderen Straßenseite vor den honen Gebäuden der ehemaligen Grenzlandkaserne die Westseite der Dachflächen des Gebäudes Bauerlandstr 104/106 erheblich verschatten.
Lukas Schmeling, Geschäftsführer der Firma EcoWert 3600 GmbH, zeigt in dem Vortrag „Nachhaltige Energieversorgung in Flensburg und Umgebung“, wie durch moderne Energiekonzepte Quartiere oder ganze Gemeinden autark und sogar zum Energieexporteur werden. Strom, Wärme und Mobilität werden grundsätzlich ganzheitlich betrachtet. Der elektrische Strom ist dabei der entscheidende Schlüssel für die Decarbonisierung. „Alles wird zukünftig aus Strom gemacht“. Solarenergie hat dabei auch in Flensburg eine große Bedeutung.
Wie die Luftbilder zeigen, sind auf den Dächern der Altstadt aber kaum Solaranlagen zu erkennen. Dies gilt auch für die Gewerbegebiete im Süden der Stadt. Erste positive Beispiele sind projektierte Anlagen der Stadt(werke) auf dem Gelände der Kläranlage mit 1,5 MWpeak und auf der Deponie in Boxbüll mit 9 MWpeak Einspeiseleistung. Die Stadt Flensburg sollte weiter als Vorbild mit öffentlichen Gebäuden vorangehen. Auch Parkflächen bieten in der Stadt ein erhebliches Potential für PV-Anlagen.
Dass Photovoltaikanlagen sich auch für Gewerbebetriebe wirtschaftlich lohnen, zeigt ein Beispiel sehr eindrucksvoll. Auf 8 Gebäuden wurde eine PV-Anlage mit 0,95 MWpeak installiert. Der jährliche Ertrag beträgt 833 MWh. Damit ergibt sich durch den hohen Eigenanteil bereits im ersten Jahr eine Ersparnis der Stromkosten von 200.000 € /Jahr. Bei steigenden Stromkosten wird nach 10 Jahren eine Ersparnis von 250.000 € /Jahr prognostiziert.
René Nissen, Geschäftsführer der Firma Wattmanufactur GmbH &Co.KG, zeigt in dem Vortrag „ Solarparks mit Mehrwert“ den Dreiklang aus Energieerzeugung, Landwirtschaft und Artenvielfalt auf. Der Temperaturanstieg durch den Klimawandel stellt neue Herausforderungen an die Landwirtschaft. Die intensive Landwirtschaft ist aber auch Teil des Problems. Besorgniserregend ist der Rückgang der Artenvielfalt von Vögeln im ländlichen Raum. Noch dramatischer ist der Rückgang der Artenvielfalt und bei dem absoluten Vorkommen von Insekten. Ohne Insekten keine Bestäubung und ohne Bestäubung keine Ernte von vielen Feld-Früchten und Nutzpflanzen. Klimaschutz duldet nach dem Urteil des BVG keinen Aufschub mehr!
Agri-PV bietet ein gewaltiges Potential für die Energiewende. Die nationalen Ausschreibungsziele für den Ausbau der PV-Freiflächenanlagen sind nicht schlecht, könnten aber noch erweitert werden. Ab 2025 ist ein jährlicher Zuwachs von 9.900 MWpeak = 0,98 GWpeak geplant. Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt 16,7 Mio ha (Hektar). Davon sind 2% Brache und Stilllegungsflächen. Eine einfache Beispielrechnung zeigt, wie in Schleswig-Holstein mit einem Flächenbedarf von 12.000 ha eine Einspeiseleistung von 12 GWpeak realisiert werden kann. Dies sind nur 1,1 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Schleswig Holstein. Pro Jahr sind in den nächsten 20 Jahren 600 ha Land mit Freiflächen-Solaranlagen zu bebauen, um dieses Ziel zu erreichen.
Mit richtig geplanter Agri-PV ergibt sich ein mehrfacher Nutzen. Ehemalige Sumpfgebiete können renaturiert werden. Damit erhalten Moore ihre CO2 – Speicherfähigkeit zurück. Gleichzeitig kann extensive Landwirtschaft z.B. mit der zeitweisen Beweidung durch Schafe betrieben werden und Grünzeug als Futtermittel geerntet werden. Besonders bemerkenswert ist die starke Zunahme der Artenvielfalt in den realisierten Solarparks. Und Energie wird auch im zweistelligen MW-Bereich erzeugt.
Viel Freude beim Anschauen der Vorträge. Eine weitere Veranstaltung zu dem Thema Solarenergie ist geplant.
Downloads zu diesem Stammtisch:
Energiestammtisch Vortrag Potential Photovoltaik in Flensburg und Umgebung (2)
Präsentation von Dr. Heinrich Dräger von EES e.V.
Energiestammtisch Vortrag Nachhaltige Energieversorgung in Flensburg und Umgebung
Präsentation von Lukas Schmeling von ECOWERT360
Energiestammtisch Vortrag Solarparks mit Mehrwert
Präsentation von René Nissen von Wattmanufactur
Zum Abschluss noch der Link auf den gesamten Downloadbereich für Ihre Bookmarks.
Mit bestem Gruß
Dr.-Ing. Heinrich Dräger
Vorstand EES e.V.